Deutschland in den Besatzungszonen nach 1945 – Unterschiede im Alltag
Nach der Kapitulation im Mai 1945 wurde Deutschland in vier Besatzungszonen aufgeteilt: amerikanisch, britisch, französisch und sowjetisch. Alle Zonen litten unter denselben Grundproblemen: Hunger, Kälte und Wohnungsnot. Doch die politischen und wirtschaftlichen Ziele der Besatzungsmächte führten zu deutlichen Unterschieden im Alltag.
Gemeinsame Probleme
- Hunger: Die tägliche Kalorienration lag 1946 oft bei nur 1.000–1.200 Kalorien – weniger als die Hälfte des Bedarfs eines Erwachsenen. Viele Menschen überlebten nur dank Schwarzmarkt und Tauschhandel.
- Kälte: Der Winter 1946/47 war einer der kältesten des Jahrhunderts. Temperaturen von bis zu -20 °C und fehlendes Brennmaterial führten zu einer „Kohlenkrise“. Menschen verbrannten Möbel, um nicht zu erfrieren.
- Wohnungsnot: Rund 20 % aller Wohnungen waren zerstört. Millionen Flüchtlinge aus den ehemaligen Ostgebieten verschärften die Lage.
Zeitzeugin aus Hamburg: „Wir hatten nichts. Kein Brot, keine Kohlen. Wir schliefen alle in einem Zimmer, weil wir nur dort ein kleines Feuer machen konnten.“
Die sowjetische Besatzungszone (SBZ)
Die Sowjetunion setzte auf eine grundlegende Umgestaltung:
- Politik: Die KPD erhielt eine bevorzugte Stellung. 1946 wurden KPD und SPD zur SED zwangsvereinigt.
- Wirtschaft: Großgrundbesitzer wurden enteignet, Land an Kleinbauern verteilt. Betriebe wurden verstaatlicht. Reparationsforderungen waren enorm: Demontagen von Fabriken und Maschinen führten zu Produktionsausfällen.
- Folgen: Zwischen 1945 und 1949 wurden aus der SBZ Waren im Wert von rund 3,6 Milliarden US-Dollar als Reparationen in die UdSSR gebracht.
Zeitzeuge aus Thüringen: „Eines Tages kamen die Russen und nahmen die Maschinen mit. Wir standen da und wussten: Jetzt gibt es keine Arbeit mehr.“
Die westlichen Besatzungszonen
Die USA, Großbritannien und Frankreich verfolgten andere Ziele:
- Politik: Parteien durften sich neu gründen. Demokratische Strukturen wurden gefördert.
- Wirtschaft: Anfangs gab es auch hier Demontagen, doch ab 1947 änderte sich die Politik. Mit dem Marshallplan flossen Milliarden Dollar in den Wiederaufbau.
- Währungsreform 1948: Einführung der D-Mark brachte Stabilität und beendete den Schwarzmarkt.
Zeitzeuge aus Hessen: „Als wir die neuen Scheine bekamen, war das wie ein Wunder. Plötzlich gab es wieder Waren in den Geschäften.“
Unterschiede im Alltag
- SBZ: Politische Kontrolle, Mangelwirtschaft, Angst vor Verhaftungen. Viele Menschen flohen in den Westen.
- Westzonen: Mehr politische Freiheit, wirtschaftliche Erholung ab 1948. Hoffnung auf ein besseres Leben.
Vergleich in Zahlen (1946–1948)
| Merkmal | SBZ | Westzonen |
|---|---|---|
| Kalorien pro Tag | ca. 1.000–1.200 | ca. 1.200–1.500 |
| Reparationsleistungen | ca. 3,6 Mrd. US-Dollar | keine nach 1947 |
| Politische Freiheit | stark eingeschränkt | Parteienvielfalt, freie Presse |
| Wirtschaftshilfe | keine | Marshallplan: 1,4 Mrd. US-Dollar |